Geschwister-Scholl

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Das Logo unserer Schule.

Wofür steht es?

Seit der Namensgebung „Geschwister-Scholl-Gymnasium“ im Jahre 2002 findet sich auf Briefköpfen, Schulshirts und an vielen anderen Stellen eine weiße Rose. Neue Mitglieder der Schulgemeinschaft erhalten am Schulanfang eine weiße Rose, Abiturientinnen und Abiturienten bei der Verabschiedung ebenfalls.

Sie steht stellvertretend für Sophie und Hans Scholl, aber selbstverständlich auch für die anderen Mitglieder der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“.

Wie die Mitglieder auf diesen Namen gekommen sind, ist nicht endgültig geklärt. Als überholt gilt heute die Theorie, dass der Titel vom gleichnamigen Roman von B. Traven inspiriert wurde. Auch zur weißen Rose in der britischen Geschichte bestehen wohl keine Verbindungen. Hans Scholl erklärte selbst, dass der Name willkürlich gewählt sei:

„Der Name ´Die Weiße Rose´ ist willkürlich gewählt. Ich ging von der Voraussetzung aus, daß in einer schlagkräftigen Propaganda gewisse feste Begriffe da sein müssen, die an und für sich nichts besagen, einen guten Klang haben, hinter denen aber ein Programm steht.“

Quelle: https://www.weisse-rose-stiftung.de/widerstandsgruppe-weisse-rose/

Heute steht hinter dem Symbol ebenfalls ein Programm: Die weiße Rose steht an unserer Schule für die Erinnerung an Menschen, die den Mut fanden, sich gegen Entrechtung, Diktatur, Verfolgung und Krieg einzusetzen. Zeitlose Werte, die auch in einer Demokratie immer wieder verteidigt werden müssen.

22.9.1918 geboren in Ingersheim/Jagst. 1933 Fasziniert vom Nationalsozialismus tritt er in Ulm in die Hitler-Jugend (HJ) ein und übernimmt gegen den Willen der Eltern eine Leitungsposition. 

1936 nimmt Hans Scholl am Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg teil und ist angewidert vom primitiven Verhalten der Massen. 

1937 Nach dem Abitur leistet er ein halbes Jahr Arbeitsdienst bei Göppingen und beginnt dann seinen Wehrdienst in Bad Cannstatt. Infolge seiner neben der HJ fortgesetzten Arbeit in der Bündischen Jugend wird er im Dezember

1937 zusammen mit seiner Schwester Sophie für mehrere Wochen in Stuttgart inhaftiert. 

1938 Nach Abschluss der – auf ein Jahr verkürzten – Militärausbildung beginnt er ein medizinisches Praktikum in Tübingen. 

1939 Hans Scholl nimmt sein Medizinstudium an der Universität München auf, wo er Kontakt zu regimekritischen Studenten und Professoren findet.

1942 gründet er zusammen mit seinen Freunden Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und verfasst gemeinsam mit Schmorell die ersten vier Flugblätter. Hans Scholls Widerstandsarbeit wird durch seine Einberufung an die Ostfront unterbrochen. Seine Fronterfahrung bestärkt ihn in seinem Widerstand. Nach München zurückgekehrt, nimmt er im November seine Arbeit in der „Weißen Rose“ wieder auf. 

1943 Das fünfte Flugblatt der Gruppe entsteht im Januar 1943, an dem auch der Professor für Psychologie und Philosophie Kurt Huber mitarbeitet. Die „Weiße Rose“ verschickt ihre Aufrufe, legt sie in Telefonzellen und in parkende Autos. Die u. a. in Köln, Stuttgart, Berlin und Wien verteilten Flugschriften verursachen Aufsehen und führen zu einer intensivierten Fahndung nach den Urhebern. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) vermutet die Autoren in Münchener Studentenkreisen. 3./4. Februar: Nach dem Bekanntwerden der Niederlage von Stalingrad beschriftet Hans Scholl in einer nächtlichen Aktion mit Freunden im Münchner Universitätsviertel Mauern mit Freiheitsparolen.

Sophie Scholl wurde 9.5.1921 geboren in Forchtenberg/Kocher. Sie wächst in Ulm auf und wird in christlich-humanistischem Geist erzogen. Wie ihr älterer Bruder Hans glaubt sie zunächst an das von den Nationalsozialisten propagierte Gemeinschaftsideal: Sie tritt dem Bund Deutscher Mädel (BDM) bei.

1937 Infolge ihrer fortgesetzten Arbeit in der Bündischen Jugend wird sie zusammen mit ihrem Bruder für mehrere Wochen in Stuttgart inhaftiert.

1940 Sophie Scholl beginnt eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Durch Eindrücke während des Arbeits- und Kriegshilfedienstes entwickelt sie bald eine Abwehrhaltung gegenüber dem Nazi-Regime.

1942 Sie nimmt an der Universität München ein Biologie- und Philosophiestudium auf. Durch ihren in München Medizin studierenden Bruder kommt sie in Kontakt mit anderen Studenten, die sie in ihrer Ablehnung gegen den Nationalsozialismus bestärken. Sie beteiligt sich an der Verbreitung von Flugschriften der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.

1943 Im Januar ist Sophie Scholl erstmals an der Herstellung eines Flugblatts beteiligt.

15. Februar 1943: Fertigstellung und Versand des sechsten Flugblatts mit dem Aufruf, das NS-Regime zu stürzen und ein „neues geistiges Europa“ zu errichten. Es wird in England nachgedruckt, von britischen Flugzeugen über Deutschland abgeworfen. Der Inhalt wird außerdem durch die BBC verbreitet.

18. Februar 1943: Die Geschwister Scholl verteilen etwa 1.700 Flugblätter in der Münchener Universität. Ein Hausmeister, der sie dabei beobachtet, meldet sie. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhaftet die Geschwister Scholl und Christoph Probst.

22. Februar 1943: Nach dreitägigem Verhör folgt der Prozess vor dem Volksgerichtshof. Den Vorsitz führt der aus Berlin angereiste Roland Freisler. Hans und Sophie Scholl werden gemeinsam mit Christoph Probst wegen landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung zum Tod verurteilt und noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet.

Von 1942 bis 1943 bestand an der Universität München eine Widerstandsgruppe gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, die sich „Weiße Rose“ nannte.
Ihre führenden Mitglieder waren:

  • Hans Scholl, geb. 1918, Medizinstudent,
  • Sophie Scholl, geb. 1921, Biologie- und Philosophiestudentin,
  • Professor Kurt Huber, geb.1883,
  • Christoph Probst, geb. 1919, Medizinstudent,
  • Willi Graf, geb. 1918, Medizinstudent, und
  • Alexander Schmorell, geb. 1917, Medizinstudent

Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler Deutschlands. Hitler wurde von vielen als die letzte Hoffnung des Landes betrachtet, aber der Württembergische Kleinstadt-Bürgermeister Robert Scholl fand seinen Aufstieg zur Macht bedrohlich. Seine Angst war begründet: In ein paar Monaten zerstörte Hitler das demokratische Regierungssystem der Weimarer Republik. Im Frühjahr 1933 enttäuschten Hans und Sophie ihren Vater: sie traten in die Hitlerjugend ein. Die HJ war wie eine Anfängerschule des Nazismus. Die HJ-Gruppen waren militärisch organisiert und die Tätigkeit der Organisation zielte auf die Stärkung der Kriegsbereitsschaft. Hans war aktiv in der HJ, aber Sophie fand die Aktivitäten ziemlich unvernünftig. Außerdem konnte sie nicht verstehen, warum ihre jüdischen Freundinnen nicht dabei sein durften.

1936 nahm Hans am Parteitag in Nürnberg teil. Als er zurückkam, war er ein anderer Mensch als vorher: deprimiert, schweigsam und zurückgezogen. In Nürnberg hatte sich keine Gelegenheit zu vernünftigen Diskussionen mit den anderen Jugendlichen geboten, sondern alle Tage waren mit nichtssagendem Quatsch und Exerzieren gefüllt worden. Nach der Enttäuschung von Nürnberg trat Hans der Jugend- organisation „Deutsche Jungenschaft vom 1.11.“ bei, deren Mitglieder sich für fremde Kulturen, Natur und Literatur interessierten. Die Nazis erlaubten neben der HJ und ihren Schwesterorganisationen keine anderen selbständigen Jugendorganisationen, und deswegen war auch die D.J.1.11. verboten. Ihre Tätigkeit wurde von der Gestapo nicht übersehen. Im Herbst 1937 wurden Razzias überall in Deutschland ausgeführt, um die Organisation zu zerstören. Vier von den fünf Kindern der Familie Scholl wurden im November festgenommen. Sie wurden im Schneesturm auf offener Pritsche nach Stuttgart transportiert. Dort wurde Sophie ziemlich schnell freigelassen, aber Hans verbrachte fast fünf Wochen im Gefängnis. Nach ihrer Festnahme trennten die Geschwister sich endgültig vom Nationalsozialismus.

Der Zweite Weltkrieg brach im September 1939 aus, als Deutschland Polen angriff. Einige Monate später machte Sophie das Abitur. Weil der Krieg viele Arbeitskräfte band, wurde verordnet, dass alle Abiturienten einen Arbeitsdienst erledigen müssten, bevor sie studieren konnten. Sophie beschloss, Kindermädchen zu werden, um den Arbeitsdienst zu vermeiden. Das gelang ihr nicht. So musste Sophie den Arbeitsdienst und außerdem noch den Kriegshilfsdienst ableisten, insgesamt zwölf Monate. Im März 1942 war auch der Kriegshilfsdienst vorbei, und Sophie kam zurück nach Ulm. An ihrem letzten Geburtstag, am 9. Mai 1942, reiste sie nach München, um ihr Studium zu beginnen. Auf dem Bahnhof traf sie ihren Bruder Hans, der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studierte. Hans versprach, dass er Sophie am Abend mit seinen Freunden bekannt machen würde. Diese Freunde waren Christof Probst, Alexander Schmorell und Willi Graf. Sie alle studierten Medizin und waren Mitglieder in der sog. Studentenkompanie. Mitglieder der Studentenkompanie konnten normal studieren, aber sie gehörten der Wehrmacht an und wurden in den Semesterferien an die Front kommandiert. Der Abend war gemütlich: Sophie und die Jungen diskutierten und aßen Delikatessen, die Sophie mitgebracht hatte. Während des Abends stellte es sich auch heraus, dass keiner von den Freunden verstehen konnte, warum die Deutschen nichts gegen den brutalen Terror und die unsinnige Kriegsführung der Nazis unternahmen.

Einige Wochen vor dem Ende des Semesters wurden den Medizinstudenten, die Mitglieder der Studentenkompanie waren, mitgeteilt, dass die Kompanie an die Ostfront geschickt wird. Deutschland hatte die Sowjetunion im Sommer 1941 angegriffen. Am letzten Abend vor der Abfahrt nach Russland diskutierte die Freunde, ob es Möglichkeiten gab, die Tätigkeit fortzusetzen. Man beshcloss, dass der Widerstand im erweiterten Kreis fortgesetzt werden sollte: Alle sollten überlegen, welche von ihren Freunden dafür zuverlässig genug wären. Am folgenden Tag fuhren die junger Männer von Christof Probst abgesehen nach Russland ab. München war jetzt für Sophie einsam und fremd. Sie packte ihre Sachen und reiste nach Hause. Dort hörte Sophie von einer Freundin ihrer Mutter etwas Schreckliches. Die Frau, die in einer Heilanstalt für geistig gestörte Kinder arbeitete, erzählte, dass die SS schon seit einigen Monaten Kinder, die als hoffnungslose Fälle galten, geholt hatte, um sie zu vergasen.

Auch Hans wurde während seines Russlandaufenthaltes mit den Grausamkeiten des Nazistaates konfrontiert. Auf dem Weg nach Russland sah er auf einem polnischen Bahnhof jüdische Frauen, die dünn wie Bohnenstangen waren. Sie hackten Steine mit Eisenpickeln. Etwas weiter weg sah er alte Männer, die von bewaffneten SS-Männern zur Zwangsarbeit getrieben wurden. Hans wollte diesen Menschen helfen: er sprang aus dem Zug und reichte einem Greis seine Quote-Zigaretten. Einer Frau gab er seine eiserne Ration: Dörrobst, Nüsse und Schokolade. In Russland hörte Hans über die Knechtung der Menschen und über die Massenhinrichtungen, bei denen Tausende Unschuldiger umgebracht wurden.

Hans und seine Freunde kamen im Oktober 1942 nach München zurück. Immer noch litt Deutschland an großem Arbeitskräftemangel. Deswegen wurden alle Studenten und Studentinnen, die nicht an der Front waren, für zwei Monaten zur Rüstungsindustriearbeit befohlen. Das galt auch für Sophie, die deswegen erst im Oktober in München ankam. Alle Mitglieder der Weißen Rose waren jetzt noch mehr überzeugt von der Notwendigkeit des Widerstandes als zuvor. Gegen Ende des Jahres konzentrierte sich die Gruppe auf die Erweiterung ihrer Tätigkeit und auf die Geldsammlung. Kurt Huber, Professor für Philosophie an der Universität, wurde Mitglied der Gruppe. Die Gruppe knüpfte Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen. Die Flugblätter der Weißen Rose wurden auch in andere großen Städte in Süddeutschland, z.B. Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe, transportiert.

Der große Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges war die Schlacht um Stalingrad im Jahr 1943. Die deutschen Truppen wurden geschlagen, und sie kapitulierten am 31. Januar 1943. Beinahe 400.000 deutsche Soldaten starben oder wurden gefangen genommen. An einem Abend nach Stalingrad wartete Sophie auf Hans. Sie wohnten seit einiger Zeit zusammen in einer ziemlich großen Wohnung. Sophie schlief ein. Einige Stunden später wachte sie auf, als Hans mit Alexander Schmorell und Willi Graf zurückkam. Hans erzählte, dass sie für Sophie eine Überraschung hätten: „Wenn du morgen früh die Ludwigsstraße entlang gehst, siehst du etwas Tolles!“, sagten die Jungen. Am nächsten Morgen machte Sophie einen Umweg durch die Ludwigsstraße. Sie sah immer wieder die in großen schwarzen Buchstaben geschriebene Parole „Nieder mit Hitler!“ An die Universität war in gleichen Buchstaben „Freiheit!“ geschrieben worden. Ein wenig später erschien das letzte Flugblatt der Weißen Rose. Es war besonders an Studenten gerichtet und geißelte die Beschlüsse Hitlers, die zur Tragödie Stalingrads geführt hatten.

Aus dem letzten Flugblatt:

“Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir!”

In der Nacht zwischen dem 17. und 18. Februar 1943 hatte Sophie einen Traum, in dem sie und Hans von der Gestapo festgenommen wurden. Trotzdem fassten sie am Morgen den Entschluss, Flugblätter an der Universität auszuteilen. Während der Vorlesungen teilten sie Flugblätter vor den Hörsaaltüren aus und warfen die Reste von dem obersten Stockwerk hinunter in den Lichthof der Universität. Sie glaubten, dass niemand sie sah. Doch der Hausmeister der Universität, Jakob Schmid, war wachsam, ergriff sie und übergab sie der Gestapo.

Am folgenden Tag wurde auch Christof Probst festgenommen, weil die Gestapo bei Hans einen handgeschriebenen Flugblattentwurf von ihm gefunden hatte. Christof Probst war von den Mitgliedern der Gruppe der einzige, der Kinder hatte. Als er festgenommen wurde, hatte seine Frau gerade ihr drittes Kind bekommen. Christof Probst durfte sein jüngstes Kind nicht mehr sehen. Alle drei wurden zum Münchner Hauptquartier der Gestapo gefahren. Dort wurden sie vier Tage und Nächte verhört. Nach der Verhaftung von Christof Probst bekannten sich Hans und Sophie zu den Widerstandsaktionen der Weißen Rose. Die Geschwister versuchten, Christof Probst zu entlasten, und nahmen alle Schuld auf sich.

Das Gerichtsverfahren gegen die Scholls und Christof Probst fand am 22. Februar 1943 statt. Der Vorsitzende des Sondergerichtes war der Präsident des Volksgerichtshofes, Roland Freisler, der den Bei-namen „Henker“ hatte. Die Eltern von Hans und Sophie erfuhren von der Festnahme ihrer Kinder am Freitag, dem 19.2. Am Montagmorgen reisten sie nach München, um an der Gerichtssitzung teilzunehmen. Das ging aber nicht: nur eingeladene Personen mit einem Passierschein wurden hineingelassen. Den Scholls gelang es jedoch, in den Sitzungssaal zu schleichen. Dort versuchte Herr Scholl, für seine Kinder zu sprechen. Die Scholls wurden aber hinausgeworfen, und sie wurden nicht mehr eingelassen – auch nicht, als das Urteil verkündet wurde. Das Urteil war wie erwartet: Alle drei wurden wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Danach bekamen sie Gelegenheit zu einem letzten Wort. Sophie schwieg. Christof Probst flehte um Gnade wegen seiner Kinder. Hans versuchte, ihn zu unterstützen, aber wurde von Freisler unterbrochen: „Wenn Sie für sich selbst nichts vorzubringen haben, schweigen Sie gefälligst!“

Nach dem Gerichtsverfahren wurden alle drei in das große Vollstreckungsgefängnis München-Stadelheim überführt. Dort durften die Eltern von Hans und Sophie ihre Kinder zum letzten Mal treffen. Hans, der ihnen zuerst zugeführt wurde, trug Sträflingskleidung. Er dankte seinen Eltern für die Jahre, die er mit ihnen verbringen durfte. Er bat sie auch, Grüße an seine Freunden zu überbringen. Als er das gesagt hatte, hatte er Schwierigkeiten, seine Tränen zurückzuhalten. Er wendete sich ab. Der Vater schloss ihn mit den Worten in die Arme: „Ihr werdet in die Geschichte eingehen; es gibt noch eine Gerechtigkeit.“ Dann wurde Hans weggebracht.

Sophie trug ihr eigenes Kleid, lächelte die ganze Zeit und nahm gern die Süßigkeiten, die Hans abgelehnt hatte. Ihr größter Kummer war gewesen, ob die Mutter den Tod gleich zweier Kinder ertragen würde. Als sie jetzt ihre Mutter so tapfer sah, beruhigte sie sich „Nun wirst Du also gar nie mehr zur Türe hereinkommen.“, sagte die Mutter. „Ach, die paar Jährchen, Mutter“, antwortete Sophie. Das letzte von beiden Seiten war: „Gelt, Sophie, Jesus“ – „Ja, aber Du auch“ Dann wurde auch Sophie in ihre Zelle weggeführt.

Christof Probst durfte seine Familie nicht mehr treffen. Die Todesstrafen wurden schon am selben Tag durch das Fallbeil vollstreckt. Als erste wurde Sophie hingerichtet. Sie starb ruhig, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann Christof Probst und Hans, der, ehe er sein Haupt auf den Block legte, laut rief, dass es durch das große Gefängnis hallte: „Es lebe die Freiheit!“ Ein paar Tage später wurden sie fast heimlich auf dem Perlacher Friedhof beerdigt. Am Beerdigungstag wurde mehrfach an die Hauswände in München geschrieben „Ihr Geist lebt weiter!“.

Nach der Hinrichtung erfolgten aufs neue Verhaftungen. Etwa 80 Menschen wurden festgenommen. Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell wurden am 19. April 1943 zum Tode verurteilt. Die Weiße Rose war verwelkt.

Im Dritten Reich waren die Mitglieder der Weißen Rose Landesverräter. Heute sind wir stolz auf ihren Mut zum Widerstand. Sie waren zu wenige, um der Diktatur erfolgreich die Stirn zu bieten. So mussten noch weitere Hunderttausende ihr Leben lassen, ehe der braune Spuk im Mai 1945 mit der endgültigen Niederlage Deutschlands im 2.Weltkrieg vorüber war.

Neonazismus und Rechtsradikalismus machen sich auch in der demokratischen Bundesrepublik Deutschland wieder breit. Intoleranz und Missachtung der Menschenrechte greifen wieder um sich. Nie wieder darf unsere Freiheit in Gefahr geraten. Unser Mut und unsere Zivilcourage sind gefragt, um den Ansätzen zu wehren, solange wir noch die Gesetze des Handelns bestimmen können.

Das Gedenken an die Geschwister Scholl und ihre Freunde von der Weißen Rose will uns helfen, wachsam zu bleiben und uns nicht einlullen zu lassen. Konsum und Wohlstand sind auf Dauer nicht selbstverständlich, auch Spaß und Vergnügen sind letztlich nur möglich, wenn die grundlegenden Freiheiten gewahrt bleiben. Das fällt uns nicht von selbst in den Schoß. Es erfordert ein ständiges Ringen. Und nur so bleibt eine lebenswerte Zukunft für uns selbst und die Generationen nach uns möglich.

Aufruf an alle Deutsche!

Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. Wie im Jahre 1918 versucht die deutsche Regierung, alleAufmerksamkeit auf die wachsende U-Bootgefahr zu lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen die Invasion erwartet wird. Die Rüstung Amerikas hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, aber heute schon übertrifft sie alles in der Geschichte seither Dagewesene. Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! Seine und seiner Helfer Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte Strafe rückt näher und näher!

Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis, haben sie auf ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis zum letzten Mann, sagt Hitler – indes ist der Krieg bereits verloren.

Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? Wollt Ihr mit dem gleichen Maße gemessen werden, wie Eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehaßte und ausgesto-ßene Volk sein? Nein! Darum trennt Euch von dem nationalsozialistischen Untermenschentum! Beweist durch die Tat, daß Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. Zerreißt den Mantel, der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, eh‘ es zu spät ist! Glaubt nicht der national-sozialistischen Propaganda, die Euch den Bolschewistenschreck in die Glieder gejagt hat! Glaubt nicht, daß Deutschlands Heil mit dem Sieg des National-sozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden sei! Ein Verbrechertum kann keinen deutschen Sieg erringen. Trennt Euch rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, so sich feig und unentschlossen verborgen hielten.

Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war? Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß im Keime erstickt werden.

Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muß durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt! Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.

Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter!

DIE WEISSE-ROSE-STIFTUNG

Weitere Informationen zur Weißen Rose finden Sie auch auf der Seite der Weiße Rose Stiftung e.V.